Lichtblick-School

Ein Ort für Alle

Der Tempelhofer Park als Paradies des urbanen Miteinander

Fotoworkshop von Wolfgang Zurborn
an der TU Braunschweig, Institut für Entwurf, Medien und Darstellung,
Sommersemester 2011


Ernst Gerats

mit Arbeiten von:
Lisa Benzel • Katharina Cielobatzki • Linda Diekmann • Nicole Frerichs
Mirkan Genc • Ernst-Christian Gerats • Inga Girolstein • Julia Jacobi
Katharina Keese • Hannes Langguth • Yelei Li • Veronika Martin             
Hans Eckart Plagens • Pia Audrey Schlue • Kathrin Schmitt • Jonas Starke
Vati Vivien • Marlena Wulf • Viktoriya Yeretska 
   

Als die Organisatoren von "RUHR 2010" für einen Tag die Hauptverkehrsader des Ruhrgebiets, die A40, stilllegten und zu einem Ort für die Menschen und ihre Alltagskultur umfunktionierten, wurden sie überwältigt von dem fulminanten Erfolg dieser Veranstaltung. Millionen von Besuchern nutzten die Chance, 60 km Autobahn mit Leben zu füllen, einen öffentlichen Raum für sich zu erobern, der ansonsten nur durch Staumeldungen im kollektiven Bewusstsein verankert ist. Ohne die Konsumangebote üblicher Volksfeste konnte sich eine vitale Form des menschlichen Zusammenlebens entwickeln.

Während dies eine einmalige Aktion war, hat zur gleichen Zeit die Stadt Berlin das Gelände des Flughafen Tempelhof in einen öffentlichen Park verwandelt, der in zentraler Lage den Besuchern ein unvergleichliches Gefühl von Unbegrenztheit und Offenheit vermittelt. Hier entsteht ein Freiraum für eine Gemeinschaft fern jeder hierarchischen Strukturen. Modellflieger können ihrer Faszination nachgehen, ohne vorher in der Vollversammlung eines Vereins die Tagesordnungspunkte durchzugehen. Für alle gesellschaftlichen Schichten und Altersklassen wird eine Art Abenteuerspielplatz geboten, der nicht von den Regeln einer Freizeitindustrie geleitet wird, sonder die freie Entfaltung der individuellen Interessen der Besucher ermöglicht.

Der Tempelhofer Park bietet ein ganzes Spektrum von fotografischen Themen, die je nach persönlichen Vorlieben der TeilnehmerInnen des Workshops auf verschiedene Aspekte dieses ungewöhnlichen Ortes fokussiert werden können. Einerseits kann das fast surreal wirkende Gelände mit einer Fläche, die größer ist als der Central Park in New York, ins Bild gesetzt werden. Wie kann die kilometerlange ehemalige Landebahn ohne jeglichen Baumbewuchs so fotografiert werden, dass das Gefühl von Weite und Freiheit physisch nachvollziehbar ist? Andererseits kann man auch auf eine Spurensuche nach der Geschichte  dieses legendären Flughafens gehen. Wo sind architektonische Situationen oder Gegenstände zu finden, die etwas erzählen können von der ereignisreichen Vergangenheit dieses Ortes?

Vor allem bieten die vielfältigen Freizeitaktivitäten der Menschen auf dem Gelände ein reichhaltiges Feld für fotografische Studien. Wie kann die besondere Dimension dieses neuen Modells einer Alltagskultur in ausdrucksstarken Bildern festgehalten werden?